Nonverbale Kommunikation: Theorie und Praxis - Sprecher Akademie Europa

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Nonverbale Kommunikation: Theorie & Praxis

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Charles Darwin 1809, Shrewsbury, England
  • Werk: „Der Ausdruck der Gemütsbewegungen bei dem Menschen und den Tieren“ (1872)
  • Kernaussage: Nonverbale Kommunikation, insbesondere Gesichtsausdrücke, hat eine evolutionäre Grundlage. Viele Emotionen und ihre Ausdrucksformen sind universell und instinktiv.
  • Beispiele:
    • Ein Lächeln signalisiert Freude, während hochgezogene Augenbrauen oft Überraschung zeigen – unabhängig von der Kultur.
    • Das „Zähnezeigen“ bei Affen als Drohgebärde zeigt Parallelen zu menschlichen Ausdrucksformen von Aggression.
    • Darwin beschrieb, dass auch Tränenfluss als Ausdruck von Trauer bei Tieren wie Elefanten zu beobachten ist.


Paul Ekman 1934, Washington, D.C., USA
  • Forschung: Gesichtsausdrücke und Emotionen
  • Kernaussage: Es gibt sieben universelle Grundemotionen (Freude, Traurigkeit, Überraschung, Angst, Wut, Ekel, Verachtung), die durch Gesichtsausdrücke weltweit erkannt werden können.
  • Beispiele:
    • Bei Angst öffnen sich die Augen weit, die Augenbrauen ziehen sich zusammen, und der Mund steht leicht offen.
    • Ekman untersuchte Papua-Neuguinea und stellte fest, dass auch isolierte Kulturen Emotionen wie Wut und Freude identisch ausdrücken.
    • In der modernen Anwendung wird Ekmans Facial Action Coding System (FACS) genutzt, um Mikroexpressionen in der Lügendetektion zu analysieren.


Edward T. Hall 1914, Webster Groves, Missouri, USA
  • Theorie: Proxemik (Raumnutzung)
  • Kernaussage: Zwischenmenschliche Distanzen sind kulturell geprägt und in vier Zonen unterteilt:
    1. Intime Distanz (z. B. Umarmung, Flüstern)
    2. Persönliche Distanz (z. B. Gespräch unter Freunden)
    3. Soziale Distanz (z. B. Geschäftsmeeting)
    4. Öffentliche Distanz (z. B. Vortrag)
  • Beispiele:
    • In den USA wird ein Abstand von etwa einem Meter als höflich empfunden, während in arabischen Kulturen Menschen oft enger zusammenstehen.
    • Hall betonte, dass in Japan der Einsatz von Raum und Distanz in der Architektur ebenfalls kulturelle Bedeutungen transportiert.
    • In Südeuropa stehen Menschen beim Gespräch oft näher beieinander als in Nordeuropa. Ein Deutscher könnte einen Italiener als aufdringlich empfinden, wenn dieser zu nah tritt.


Albert Mehrabian 1939, Erzurum, Türkei / Iran - US-amerikanischer Psychologe
  • Forschung: Bedeutung von nonverbalen Signalen in der Kommunikation
  • Kernaussage: Der Effekt einer Botschaft setzt sich aus 55 % Körpersprache, 38 % Stimme und nur 7 % der gesprochenen Worte zusammen.
  • Beispiele:
    • Wenn jemand „Ich bin nicht wütend!“ sagt, dabei aber die Stirn runzelt und laut spricht, wird die Körpersprache als glaubwürdiger wahrgenommen.
    • Mehrabian untersuchte auch, wie Tonfall und Pausen das Verständnis von Ironie beeinflussen.
    • Ein Chef, der „Gut gemacht!“ sagt, aber dabei die Arme verschränkt, den Kopf abwendet und einen monotonen Ton verwendet, vermittelt eher Desinteresse als Anerkennung.


Ray Birdwhistell 1918, Cincinnati, Ohio, USA
  • Theorie: Kinesik (Körpersprache)
  • Kernaussage: Körpersprache ist keine universelle Sprache, sondern kontext- und kulturabhängig. Bewegungen müssen im sozialen Kontext interpretiert werden.
  • Beispiele:
    • Birdwhistell beobachtete, dass ein Nicken in manchen Kulturen Zustimmung bedeutet, während es in anderen Kulturen Ablehnung signalisiert.
    • In westlichen Kulturen gilt ein offener Blickkontakt als höflich, während in asiatischen Ländern das Senken des Blicks Respekt ausdrücken kann.
    • Ein Schulterzucken kann in einem Kontext Gleichgültigkeit ausdrücken, in einem anderen Unsicherheit.
    • In Japan wird ein Lächeln oft zur Überdeckung von Unwohlsein genutzt, was in westlichen Kulturen missverstanden werden könnte.
    • Er war Vertreter des Kulturrelativismus >> MEHR <<


Erving Goffman 1922, Mannville, Alberta, Kanada
  • Forschung: Interaktionen und Selbstpräsentation
  • Kernaussage: Menschen nutzen nonverbale Kommunikation bewusst und unbewusst, um „Impression Management“ zu betreiben, also ein bestimmtes Bild von sich zu präsentieren.
  • Beispiele:
    • Ein Verkäufer, der ein Lächeln zeigt, während er ein Produkt anpreist, versucht, Vertrauen zu erzeugen.
    • Goffman analysierte, wie Menschen durch Kleidung und Haltung in sozialen Situationen ihren Status signalisieren.
    • Eine Person in einem Bewerbungsgespräch sitzt gerade, hält Blickkontakt und lächelt leicht, um Selbstbewusstsein und Offenheit auszustrahlen. Dabei kontrolliert sie bewusst ihre Körpersprache.
    • Ein Kellner verhält sich vor Gästen freundlich (Frontstage), schimpft aber in der Küche über deren verursachten Stress (Backstage).


Desmond Morris 1928, Purton, England
  • Theorie: Menschliches Verhalten aus zoologischer Sicht
  • Kernaussage: Viele nonverbale Verhaltensweisen, wie Gesten und Berührungen, sind Überbleibsel von Instinkten und sozialen Ritualen.
  • Beispiele:
    • Das Streicheln eines Kindes zur Beruhigung ähnelt dem Lecken von Jungen bei Säugetieren.
    • Morris beschrieb das Küssen als Weiterentwicklung des Fütterungsrituals, bei dem Nahrung von Mund zu Mund übergeben wurde.
    • Das Händeschütteln stammt aus einem Ritual, das zeigen sollte, dass man keine Waffe in der Hand hält.
    • Das Streicheln eines Kindes beruhigt es, ähnlich wie es bei Säugetieren der Fall ist.

Ekman & Friesen (siehe Ekman oben)
  • Forschung: Klassifikation nonverbaler Signale. Das Ergebnis aus der Studie von beiden Wissenschaftlern
  • Kernaussage: Nonverbale Kommunikation besteht aus fünf Kategorien:
    1. Illustratoren: Unterstützen die verbale Botschaft.
      • Beispiel: Mit der Hand in Richtung eines Objekts zeigen, während man sagt: „Dort drüben!“
    2. Embleme: Ersetzen Worte.
      • Beispiel: Ein „Daumen hoch“ signalisiert Zustimmung, während ein Kopfschütteln Ablehnung ausdrückt.
    3. Regulatoren: Steuern Gespräche.
      • Beispiel: Ein Kopfnicken als Aufforderung, weiterzusprechen.
    4. Adaptoren: Unbewusste Bewegungen.
      • Beispiel: Mit dem Stift spielen während eines Vortrags.
    5. Affektdarstellungen: Zeigen Emotionen.
      • Beispiel: Ein genervtes Augenrollen.
    6. ACHTUNG: Diese Theorien wurden angefochten: Neuere Studien konnten nicht zeigen, dass zumindest einige Gesichtsausdrücke von Emotionen universell sind; die verglichenen Kulturen waren alle mit einigen der gleichen Medienpräsentationen von Gesichtsausdrücken ausgesetzt gewesen, und diese könnten die Menschen beeinflusst haben.


Judee Burgoon 1948, Denison, Texas, USA
  • Theorie: Erwartungs-Verletzungs-Theorie (Expectancy Violations Theory)
  • Kernaussage: Menschen haben Erwartungen an nonverbales Verhalten. Werden diese verletzt, löst das Überraschung oder Unbehagen aus.
  • Beispiele:
    • Ein unerwartet intensiver Blickkontakt kann sowohl als bedrohlich als auch als flirtend wahrgenommen werden, abhängig von der Situation.
    • Burgoon untersuchte auch, wie persönliche Distanzüberschreitungen in überfüllten Aufzügen bewusst ignoriert werden, um soziale Harmonie zu wahren.
    • Wenn ein Fremder plötzlich in die persönliche Distanzzone eindringt, fühlt man sich unwohl. Umgekehrt kann eine unerwartete, warme Geste, wie ein Lächeln, positive Überraschung hervorrufen.


Michael Argyle 1925, Nottingham, England
  • Forschung: Sozialpsychologie und nonverbale Kommunikation
  • Kernaussage: Nonverbale Kommunikation ist entscheidend für die Regulierung von Beziehungen.
  • Beispiele:
    • Ein langer Blickkontakt signalisiert Intimität, während ein Ausweichen des Blicks Desinteresse oder Unsicherheit vermitteln kann.
    • Argyle zeigte, dass synchronisierte Bewegungen, wie das Nachahmen der Gesten eines Gesprächspartners, Sympathie und Zustimmung steigern.


David Matsumoto 1959, San Francisco, Kalifornien, USA
  • Forschung: Kultur und Emotion
  • Kernaussage: Gesichtsausdrücke sind universell, aber die sozialen Regeln (Display Rules) zur Steuerung ihrer Darstellung sind kulturell geprägt.
  • Beispiele:
    • In westlichen Kulturen wird Freude durch ein breites Lächeln gezeigt, während in asiatischen Kulturen oft ein subtileres Lächeln bevorzugt wird.
    • Matsumoto untersuchte, wie Athleten bei der Siegerehrung Emotionen ausdrücken – oft stark beeinflusst von kulturellen Normen.
    • In Japan wird Trauer oft subtiler ausgedrückt als in westlichen Kulturen, wo Tränen in der Öffentlichkeit eher akzeptiert sind



Desmond Morris 1928, England
  • Forschung: Zoologe, Verhaltensforscher, Publizist
  • Kernaussage:
  • Der Mensch als nackter Affe: Morris bezeichnet den Menschen als "nackten Affen", um darauf hinzuweisen, dass unsere Verhaltensweisen
    und Instinkte eng mit unserer biologischen Herkunft und unserer Entwicklung als Primaten verbunden sind.
  • Nonverbale Kommunikation: Viele unserer nonverbalen Signale, wie Mimik, Gestik und Körperhaltung, haben
    evolutionsbiologische Wurzeln und dienten ursprünglich grundlegenden Funktionen wie Fortpflanzung,
    Hierarchiebildung und Überlebensstrategien.
  • Verhaltensentwicklung durch Anpassung: Der Mensch hat sich durch soziale und kulturelle Evolution weiterentwickelt, trägt aber noch immer instinktive Verhaltensweisen in sich, die für unser tägliches Leben und unsere sozialen Interaktionen prägend sind.
  • Beispiele:
    • In "The Naked Ape" (1967) hat Desmond Morris durch vergleichende Verhaltensstudien zwischen Menschen und anderen Primaten gezeigt, dass viele nonverbale Signale wie Mimik, Gestik und Körperhaltungen auf unsere evolutionären Ursprünge zurückzuführen sind. Er stützte seine Argumentation auf die Ähnlichkeit von Verhaltensmustern, z. B. das Aufreißen der Augen bei Überraschung oder das Zähnefletschen als Zeichen von Aggression, die sowohl bei Menschen als auch bei Affen beobachtet werden können. Morris kombinierte Erkenntnisse aus Zoologie, Anthropologie und Verhaltensforschung, um darzustellen, wie diese Ausdrucksformen ursprünglich biologischen Funktionen dienten, etwa der Paarung, dem Schutz oder der sozialen Hierarchie, und sich später in menschlichen sozialen Kontexten weiterentwickelten.
    • Paarungsverhalten: Morris analysierte das menschliche Paarungsverhalten und zeigte Parallelen zu anderen Primaten. Er erklärte, dass romantische Rituale wie das Küssen oder Händchenhalten von Bindungsmechanismen abstammen, die bei Primaten die soziale Nähe fördern.
    • Aggression und Dominanz: Er zeigte, dass Verhaltensweisen wie das Zähnefletschen oder der drohende Blick ihre Ursprünge in Aggressions- und Dominanzritualen haben, die bei Primaten soziale Hierarchien regeln.
    • Nestbau: Das menschliche Bedürfnis, ein Zuhause einzurichten, verglich Morris mit dem Nestbauverhalten von Tieren, wobei er betonte, dass diese Verhaltensweisen ursprünglich auf Schutz und Fortpflanzung ausgerichtet waren.
    • Zusammengefasst
      Desmond Morris’ Forschung legt nahe, dass viele menschliche Verhaltensweisen, insbesondere nonverbale Signale, tief in der Evolution verwurzelt sind. In "The Naked Ape" stellt er dar, wie biologische Instinkte und soziale Entwicklungen zusammenwirken, um das menschliche Verhalten zu formen. Dies wird durch anschauliche Beispiele und Vergleiche zwischen Menschen und Primaten untermauert, wodurch er das Verständnis für die Ursprünge unseres Verhaltens revolutionierte.
  • >> SIEHE WIKIPEDIA <<


Die oben genannten Kommunikationswissenschaftler sind sicherlich wissenswert, bieten jedoch keine direkten Hilfestellungen, Anweisungen oder Anleitungen für den praktischen Nutzen – geschweige denn, was Sie als Sprecherin konkret davon anwenden könnten.

Letztlich bleiben es wertvolle Theorien: Merken Sie sich die wichtigen Namen der Mindmaker für Ihre Karriere als Sprecherin.

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